Der Schwarze Obelisk #2
Willkommen im Buchklub. Im November lesen wir Der Schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque. Dies ist der zweite von vier wöchentlichen Posts zum Lesefortschritt und umfasst die Kapitel 7 bis 13 des Buches.
Willkommen im Buchklub. Im November lesen wir Der Schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque.
Dies ist der zweite von vier wöchentlichen Posts zum Lesefortschritt und umfasst die Kapitel 7 bis 13 (Seite 100 - 204) des Buches.
Ludwig und Gerda
Ludwig hat der schönen Akrobatin Gerda einen Strauß roter Rosen geschickt. Er hat sich nicht viel darauf eingebildet, da ihr erstes Zusammentreffen nicht sehr angenehm war. Doch zu seiner Überraschung geht Gerda auf die Geste ein. Sie will zurück zum Zirkus, also bleiben den beiden nur zwei Wochen zusammen.
Ludwig realisiert, dass es vergebens ist, sich auf die himmlische Liebe zu fixieren und die irdene zu verschmähen. Er nimmt sich ein Beispiel an Georg, der die Liebe nimmt wie sie kommt und die Affäre mit Lisa genießt, auch wenn er weiß, dass sie nicht von Dauer sein kann. Von der himmlischen Liebe oder seinen Idealvorstellungen erlaubt er sich nur zu träumen, ohne den Träumen nachzujagen.
Ludwig begeht den folgenschweren Fehler, Gerda zum Essen ins "Walhalla” einzuladen. Eduard Knobloch verliebt sich auf den ersten Blick. Ludwig macht ihn vor Gerda ordentlich schlecht, doch sie durchschaut das Spiel und ihr gefällt es, von einem wohlhabenden Wirt umworben zu werden. Schließlich wird sie sich wohl für den Mann entscheiden, der ihr mehr Sicherheit bieten kann, zumal Eduard zwar auch seine schlechten Seiten hat, aber bei Weitem nicht so zynisch daherkommt wie Ludwig.
Ludwig und Isabelle
Ludwig besucht weiterhin die Nervenheilanstalt und trifft dort auf Isabelle, die jetzt distanzierter wirkt. Sie reden wie so oft über tiefgründige, philosophische Themen. Ludwig erfährt vom Arzt der Anstalt, dass seine Besuche Isabelle gut tun. Gleichzeitig scheint er sich durch die Gespräche nachdenklicher und unsicherer zu fühlen.
Mahnende Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg
Der verlorene Krieg ist andauernd ein Thema im Buch, nicht zuletzt wegen der Inflation, die das Leben aller Personen verändert. Ludwig erinnert sich oft zurück an Szenen an der Front. Der Arzt der Anstalt zeigt ihm bei einem seiner Besuche den geschlossenen Flügel mit den Kriegsopfern. Der Anblick ist nur schwer zu ertragen und das Leid dort meist unheilbar.
Wissen Sie, was merkwürdig ist? Daß Sie für Ihre fünfundzwanzig Jahre schon eine erhebliche Menge Tod, Elend und menschliche Idiotie gesehen haben --- und trotzdem nichts anderes daraus gelernt zu haben scheinen, als die dämlichsten Fragen zu stellen, die man sich denken kann. Aber das ist wohl der Lauf der Welt --- wenn wir endlich wirklich was gelernt haben, sind wir zu alt, es anzuwenden --- und so geht das weiter, Welle auf Welle, Generation auf Generation. Keine lernt das Geringste von der anderen. (Der Schwarze Obelisk, Seite 154)
Korruption und Nationalismus
Ludwig und seine Kollegen bei der Grabdenkmalsfirma sind zur Einweihung eines Kriegerdenkmals eingeladen. Sie haben dieses Denkmal angefertigt und wollen sicherstellen, dass sie dafür auch bezahlt werden, denn jeder Aufschub bedeutet herbe Verluste wegen der galoppierenden Inflation. Das Ganze gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht, denn der Dorfvorsteher ist korrupt und zockt mit dem Geld für das Denkmal lieber an der Börse.
An diesem Tag wird auch eine Rede von Major a.D. Wolkenstein gehalten, der die Männer gegen die neue Republik und die Juden aufhetzt. Ein Mann im Dorf, der Tischler, der als Einziger statt der verbotenen Fahne des Kaiserreiches die Fahne der Republik ans Fenster hängt, wird daraufhin zu Tode geprügelt.
Nur der Tischler würde bestraft werden, wenn er noch lebte. Nicht die anderen. Politischer Mord, wenn er von rechts begangen wird, ist ehrenwert und hat alle mildernden Umstände. Wir haben eine Republik; aber wir haben die Richter, die Beamten und die Offiziere der alten Zeit intakt übernommen. Was ist da zu erwarten? (Der Schwarze Obelisk, Seite 128)
Später rettet Ludwig seinem Kameraden Georg das Leben, indem er den Metzger Watzek ablenkt, damit dieser nicht erfährt, dass Lisa gerade bei Georg ist. Watzek ist ein Anhänger der Nazis und erzählt Ludwig begeistert von der Radioübertragung einer Rede Adolf Hitlers.
Als Ludwig sich wenig später mit seinen Freunden im Wirtshaus trifft, entwickelt sich eine absurde Szene: junge, nationalistische "Radaubrüder" von der Kapelle bestellen alle halbe Stunde die Nationalhymne und fordern jeden dazu auf, aufzustehen. Wer nicht aufsteht, wird sofort als "Bolschewist" beschimpft. Die Lage eskaliert und nur durch Glück entkommen Ludwig und seine Freunde den Schlägern.
Schieber
Im Buch ist oft die Rede von "Schiebern", doch was ist ein Schieber genau? Der Begriff bezeichnet allgemein eine Person, die illegale oder fragwürdige Geschäfte macht. In der Weimarer Republik gab es viele illegale Börsenspekulationen, Wetten und Gaunereien. Die Regierung schaute gerne weg. Laut Remarque war der größte Gauner von allen die Regierung selbst. Sie druckten munter neues Geld und nutzten die Inflation, um die enormen Schulden aus dem Ersten Weltkrieg verschwinden zu lassen.
"Was ist ein Schieber?"
"Ein Mann, der die Konjunktur ausnutzt. Der mit allem handelt, von Heringen bis zu Stalaktiten. Der Geschäfte macht, wo er kann, mit was er kann, wie er kann, wenn er nur gerade noch am Gefängnis vorbeikommt." (Der Schwarze Obelisk, Seite 139)
So geht’s weiter
Das war’s zum zweiten Teil im Buch Der Schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque. In der nächsten Woche lesen wir die Kapitel 14 bis 19 (Seite 296 in der 1. Auflage vom KiWi Verlag). Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, schreibt gerne eine Mail oder lasst einen Kommentar da.
Viel Spaß beim Lesen!