Der Schwarze Obelisk #1
Willkommen im Buchklub. Im November lesen wir Der Schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque. Dies ist der erste von drei wöchentlichen Posts zum Lesefortschritt und umfasst die Kapitel 1 bis 6 des Buches.
Willkommen im Buchklub. Im November lesen wir Der Schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque.
Dies ist der erste von vier wöchentlichen Posts zum Lesefortschritt und umfasst die Kapitel 1 bis 6 (Seite 1 bis 100) des Buches.
Darum schelte nicht, wenn ich einmal zurückgehe zu den sagenhaften Jahren, als die Hoffnung noch wie eine Flagge über uns wehte und wir an so verdächtige Dinge glaubten, wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Toleranz — und auch daran, daß ein Weltkrieg genug Belehrung sein müsse für eine Generation. (Der Schwarze Obelisk, Seite 9)
Die Verlorene Jugend des Ludwig Bodmer
Die Hauptfigur und zugleich der Ich-Erzähler des Buches ist Ludwig Bodmer. Er ist fünfundzwanzig Jahre alt und hat den Ersten Weltkrieg als junger Mann miterlebt. Der Krieg hat sein Leben entzwei gerissen. Er hat gelernt zu morden, noch bevor er gelernt hat zu lieben. Jetzt versuchen er und seine Kameraden Anschluss an das zivile Leben zu finden, jeder auf seine Weise.
Es ist zehn Jahre her; aber es scheint in einem anderen Leben gewesen zu sein, in einer verschollenen Zeit, in der das Dasein ruhig ablief und sich organisch entwickelte und in der alles zueinander gehörte, von der Kindheit an. Der Krieg hat das verändert; wir leben 1914 Fetzen aus einem und dann Fetzen aus einem zweiten und dritten Leben; sie gehören nicht zusammen, und wir können sie auch nicht zusammenbringen. (Der Schwarze Obelisk, Seite 51)
Der Krieg hat Ludwig zum Zyniker gemacht, aber er ist auch im Kern ein Romantiker, schreibt Gedichte, macht Musik und liest tiefgründige Bücher. Er beobachtet das Erwachen des Frühlings in all seinen rauschenden Farben und verlockenden Düften und spürt in sich selbst das Verlangen nach der großen Liebe.
Ludwig arbeitet bei der Grabdenkmalsfirma Heinrich Kroll & Söhne. Georg Kroll ist Chef der Firma und wurde, genau wie Ludwig, vom Krieg aus dem Leben gerissen. Sie waren Kameraden an der Westfront. Georgs Lösung, um Anschluss an das alte Leben zu finden, ist unter anderem eine Affäre mit Lisa, der Frau des Pferdemetzgers.
Auch Ludwig hat Ambitionen. Er schickt Gedichte und Blumen an Erna, die jedoch nichts mit einem armen Angestellten wie ihm zu tun haben will. Sonntags geht er in die Irrenanstalt zum Orgelspielen. Als Bezahlung für seine Arbeit bekommt er eine Mahlzeit, was in Zeiten der Inflation für ihn mehr wert ist als Geld.
Dort lernt er Isabelle kennen, die eigentlich Geneviève Terhoven heißt und an Schizophrenie leidet. Isabelle küsst Ludwig bei ihrem ersten Treffen und hält ihn manchmal für Rudolf, ihren Geliebten, doch ihre Persönlichkeit kann in einem Wimpernschlag zu kalter Gleichgültigkeit wechseln.
Schwarzer Schwedischer Granit
Der Schwarze Obelisk ist ein zentrales Objekt im Buch. Es handelt sich um einen Grabstein aus Schwarz-Schwedisch, einem schwarzen Naturstein aus Schweden. Diese Art Grabmal, allseitig poliert, mit mehreren Sockeln, war damals überaus teuer und unter wohlhabenderen Deutschen ab 1880 bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sehr beliebt.
[…] der Tod ist unerbittlich und nicht abzuweisen, und menschliche Trauer verlangt nun einmal nach Monumenten in Sandstein, Marmor und, wenn das Schuldgefühl oder die Erbschaft beträchtlich sind, sogar nach dem kostbaren schwarzen schwedischen Granit, allseitig poliert. (Der Schwarze Obelisk, Seite 11)
Der schwarze Obelisk steht hier als Symbol für das deutsche Bürgertum, eine ehemals breite Bevölkerungsschicht, die sich gegen Ende des Mittelalters herausbildete. Sie war zwischen Adel und Bauernstand angesiedelt, an der Spitze das Großbürgertum und das Bildungsbürgertum, und im unteren Bereich des Spektrums das Kleinbürgertum, vergleichbar mit der heutigen Mittelschicht.
Der schwarze Obelisk ist weiterhin auch ein Symbol der Warnung — ein erhobener Zeigefinger. Das Buch wurde zur Hochzeit des Kalten Krieges veröffentlicht. Die Warnung des Obelisken vor der Gefahr eines Zweiten Weltkriegs ist gleichzeitig eine Warnung Remarques an den Leser.
So geht’s weiter
Das war’s zum zweiten Teil im Buch Der Schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque. In der nächsten Woche lesen wir die Kapitel 7 bis 13 (Seite 204 in der 1. Auflage vom KiWi Verlag). Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, schreibt gerne eine Mail oder lasst einen Kommentar da.
Viel Spaß beim Lesen!